Faule Pferde zeichnen sich besonders dadurch aus, dass sie sehr schlecht auf den treibenden Schenkel reagieren, sie sind triebig. In schlimmen Fällen geht das Pferd nach dem Aufsitzen nicht mal im Schritt an oder schlägt nach dem Schenkel aus. Dein Pferd geht schlecht vorwärts und ist häufig nur unter großen Anstrengungen deinerseits zum fleißigen Mitarbeiten zu bewegen? Ein frisches Arbeitstempo außen herum oder locker angaloppieren geht nicht und wenn nur ein kurzes Stück? Dann nehme dir die Zeit um etwas mehr zu erfahren und der Sache auf den Grund gehen zu können. Zunächst sei erwähnt das hierbei durchaus auch in der schwere der Rasse unterschieden werden muss. Ein Kaltblut bewegt sich aufgrund von Größe und Gewicht natürlich etwas gemächlicher vorwärts als ein Vollblüter. Halte dir das Zuchtziel deines Pferdes vor Augen und mach dir klar für was dein Pferd denn ursprünglich gezüchtet wurde und wie seine körperlichen Gegebenheiten sind. Häufig kommt es auch vor, dass Pferde ihr Verhalten auf einmal schleichend ändern und fauler und triebiger werden als sie vorher waren. Aussagen wie: „Da musst du halt längere Sporen nehmen“ sind total unangebracht. Dieses Verhalten hat seinen Ursprung häufig in ganz anderen Problemen. 

Pferde immer ganzheitlich betrachten

Treten Rittigkeitsprobleme in Form von Triebigkeit auf sollte dein Pferd unbedingt zunächst professionell physiotherapeutisch behandelt werden. Gerade Blockaden und Verspannungen im Rückenbereich machen es dem Pferd oft unmöglich vorwärts zu gehen. Im gleichen Zug sollte der Sattel überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Das Gleiche gilt auch für das Zaumzeug. Ein zu scharfes oder nicht für dein Pferd passendes Gebiss können Unwohlsein im Maul bereiten und das Pferd wird abgestumpft. Nicht zu unterschätzen ist auch eine gut passende Trense. Ich empfehle immer Trensen mit einem komplett gepolstertem Genickstück. Diese Trensen werden heutzutage so gut wie nur noch hergestellt. Von ältere Modellen bei denen der Nasenriemen noch oben zusätzlich zum Genickstück direkt über das Genick verläuft rate ich ab. Meist drückt dieser zusätzliche Riemen unter dem Genickstück unnötig und verursacht dem Pferd hinter den Ohren große Schmerzen. Nicht selten entsteht hier eine sogenannte Genickbeule. Ein besonderes Augenmerk gilt auch den Hufen. Läuft dein Pferd barhuf? Vielleicht verträgt es das gar nicht und ist aufgrund von Fühligkeit triebig. Probiere doch beim nächsten Schmiedtermin einfach mal aus erst einmal nur vorne Eisen drauf zu machen, oft kann das schon Abhilfe schaffen. Wie in meinen anderen Beiträgen habe ich schon berichtet, dass ich gerne einmal im Jahr ein Blutbild machen lasse. Ein Mangel an Selen taucht sehr häufig bei abgeschlagen wirkenden Pferden auf. Dies kann ein Grund sein weshalb dein Pferd faul ist. Der Selenwert sollte zwischen 70-170 μg/l liegen. Bei Sportpferden empfiehlt sich ein Wert zwischen 100- 170 μg/l. Sollte hier aufgrund des Blutbildes ein Mangel vorliegen solltest du deinem Pferd ein Selenpräparat zu füttern. Solch ein Zusatzfuttermittel sollte keinesfalls auf Verdacht gefüttert werden und auch nur in den angegeben Dosierungen, da ein Selenüberschuss ebenso schädlich für dein Pferd sein kann.

Einfach mal loslassen

Hast du die oben stehenden Empfehlungen alle beachtet und alle Probleme beseitigt ist es an der Zeit dich und dein Reiten zu hinterfragen. Es kann nämlich auch schlichtweg am Sitz des Reiters liegen. Zunächst sollte der Sattel nicht nur deinem Pferd passen sondern auch dir. Ein professioneller Sattler sollte die Statur und Größe des Reiter genauso in die Sattelanpassung und -auswahl mit einbeziehen wie das Anpassen auf den Pferderücken. Verhält sich dein Pferd nun weiterhin zäh und reagiert schlecht auf deinen treibenden Schenkel kann dies auch von einem klemmendem Reitersitz kommen. Manche Reiter neigen dazu sich mit dem Oberschenkel am Sattel festzuklammern, dies übt für das Pferd einen vermehrten Druck im Bereich des Rückens aus. Auf die Dauer kann dieser Druck auf die Rückenmuskulatur des Pferdes einen Schmerz auslösen, welcher dazu führt, dass das Pferd faul erscheinen lässt und sich nur ungern unter dem Reiter bewegt. Reiter mit klemmendem Oberschenkel sollten durch Sitzübungen und Sitzkorrekturen versuchen mehr los zulassen und dem Pferd mehr Möglichkeit zur Bewegung nach vorne zu geben. Ein dauerhaftes Klemmen mit den Beinen führt im Endeffekt nur zu dauerhaften Druck auf den Pferde häufig mit Zurückhaltung reagieren.

Abwechslung ist alles

Pferde die sehr eintönig bewegt werden entwickeln unter dem Sattel eine Art Langeweile und resignieren nach einer gewissen Zeit. Versuche dein Training so abwechlungsreich wie möglich zu gestalten. Ich empfehle sogar jeden Tag etwas anderes mit deinem faulen Pferd zu machen und nie öfter als zweimal hintereinander reine Dressurarbeit zu machen. Bring Abwechslung in den Trainingsalltag! Binde Bodenarbeit, Longieren (ausgebunden und unausgebunden), Zirkuslektionen, Stangenarbeit, Ausritte oder vielleicht einen Ausflug auf eine Geländestrecke in deinen Alltag mit ein. Beachte auch, dass dein Pferd fern ab vom Reiten soziale Kontakte braucht. Oft ist eine Änderung der Haltung in Offen-, oder Aktivstall für triebige Pferde sehr hilfreich. Der Kontakt zu mehreren Artgenossen kann deinem Pferd viel Lebensfreude zurück geben und das wird es dir mit mehr Spaß beim Reiten danken.

Faules Pferd beim Ausreiten im Gelände
Durch abwechslungsreiches Training schaffst du es dein Pferd zu motivieren

Bewusster treiben beim Dressurreiten

Erziehe dein Pferd zu mehr Selbstständigkeit! Dein Pferd muss wieder lernen ohne ständigen Schenkeldruck oder dem Einsatz von Sporen mit zu machen.

Ein besseres Schenkelgehorsam kannst du sehr gut durch das Reiten von Schenkelweichen erreichen. Reite hierbei bewusst immer wieder ein paar Meter gerade aus, wenn du merkst das dein Pferd langsamer wird und setze erst wenn der Schritt wieder fleißig ist erneut an. Versuche nicht dauerhaft zu treiben sondern immer nur bewusst zu Beginn des Schenkelweichens mit deinem zurück gelegtem, vorwärts-seitwärts treibendem Schenkel einen kurzem Impuls zu geben. Auch Übergänge können sehr hilfreich sein dein faules Pferd „frischer“ zu machen. Du solltest nicht zu lange in einer Gangart reiten sondern über korrekte halbe Paraden viele Gangartwechsel reiten. Wichtig ist hierbei, dass du dein Pferd direkt lobst wenn es auf deinen Schenkel reagiert hat und den Druck dann zurück nimmst damit dein Pferd lernt ohne Dauertreiben, in der von dir gewünschten Gangart, weiter zu gehen. Ein Rückwärtswirken mit der Hand solltest du bei faulen Pferden unbedingt vermeiden. Konzentriere dich auf eine konstante Zügelverbindung, aber versuche deine Übergänge mehr über den Sitz und deine Körperspannung zu reiten um deinem Pferd nicht noch mehr Energie, die eigentlich nach vorne gehen sollte, zu nehmen. Sobald dein Pferd anfängt besser auf deine treibenden Hilfen zu reagieren solltest du auch mal Hilfsmittel wie Sporen und Gerte weg lassen. Ich reiten alle meine Pferde regelmäßig ohne Hilfsmittel um sie fein und sensibel am Schenkel zu halten.

Der Einbau von Stangen-und Cavalettiarbeit kann zusätzliche Abwechslung in dein Dressurreiten bringen. Versuche auch hier etwas zu variieren. Du kannst zum Beispiel vor oder nach den Stangen die Gangart wechseln oder dir auch einmal die Abstände unterschiedlich anordnen. Dies fördert die Aufmerksamkeit deines Pferdes. Eine tolle Abwechslung und Motivation für dein Pferd kann auch das Reiten durch Dual- Aktivierungsgassen nach Michael Geitner sein. Hier reitet oder longiert man durch Gassen welche aus einer blauen und einer gelben weichen Begrenzung abgeteilt sind. Die Pferde lernen durch das ständige Wechseln von Biegen und Geraderichten aufmerksamer zu werden, sich besser auszubalancieren und ihre Hinterhand zu aktivieren.

Wie du siehst gibt es viele Möglichkeiten dem Teufelskreis zu entkommen und deinem faulen Pferd wieder Spaß am Reiten zu vermitteln.