1 Wer ist hier der Chef?
In der Natur weicht nur das rangniedrigere Pferd nach hinten aus. Akzeptiert das Pferde den Reiter als ranghöher, wird es auch das Rückwärtsrichten akzeptieren. Wenn nicht, zurück auf Anfang und erstmal eine Kommunikationsbasis schaffen. Starte mit Bodenarbeit und vermittle deinem Pferd, dass es bei dir in Sicherheit ist egal in welcher Situation. Schrecktraining können hier von sehr großer Hilfe sein. Lese hierzu auch meinen Artikel zum Thema schreckhafte Pferde.
2 Im toten Winkel
Wenn das Pferd rückwärts tritt, tappt es buchstäblich im Dunkeln. Es kann nicht sehen, wohin es die Hufe setzt. Instinktiv versucht es, der Situation so schnell wie möglich zu entkommen. Das ist angeborenes Verhalten und muss stets berücksichtigt werden.
3 Vorbereitung am Boden
Die Arbeit am Boden hilft beim Erlernen des Rückwärtsrichten enorm. Aus dem gelassenen Halten wird das Rückwärts mit einem Stimmsignal (zum Beispiel Zuuuuurück) eingeleitet. Darauf folgt ein kurzer Impuls am Halfter, unterstützt durch einen leichten Druck mit der Hand am Buggelenk. Tritt das Pferd zurück sollte der Druck etwas reduziert werden, da das Pferd so lernt dem Druck zu weichen, das ist ja genau das was wir möchten. Hat das Pferd einmal verstanden was man von ihm möchte reicht das Stimmsignal recht schnell aus.
4 Halten im Gleichgewicht
Rückwärtsrichten kann nur gelingen, wenn das Pferd im Halten im Gleichgewicht, gelassen und sicher an den Hilfen des Reiters ist. Dieser hat das Pferd so gut vor sich, als wollte er im Schritt wieder anreiten. Wer immer und überall durchlässig ganze Paraden reiten kann, der ist gut vorbereitet. Hierbei sollte beachtet werden das eine Parade immer ein Zusammenspiel aller Hilfen ist. Das heißt: Zuerst eine gleichmäßig belastenden Gewichtshilfe der Reiter sitzt mittig und gerade im Sattel um den Pferderücken gleichmäßig zu belasten, die ist essenziell für eine gerades Anhalten. Die Schenkelhilfe treiben weiter um somit ein geschlossenes Untertreten der Hinterhand zu gewährleisten und erst dann kommt die durchhaltende Zügelhilfe und wird nur solange durchgehalten bis das Pferd zum Halten kommt.
Denn wichtig: Auf jede annehmende Zügelhilfe folgt immer eine nachgebende!
5 Klar und verständlich bitte!
Nur mit eindeutiger Einwirkung versteht das Pferd den Reiter. Anreiten wollen, dabei die Hand stehen lassen und sofort nachgeben, wenn das Pferd zurück tritt – das ist das Rezept fürs Rückwärtsrichten. Vor allem das Nachgeben im richtigen Moment braucht Übung und Erfahrung. Da das Pferd ja vorab am Boden gelernt hat dem Druck zu weichen sollte dies unbedingt beim Rückwärtsrichten unter dem Sattel fortgeführt werden.
6 Vom Bekannten zum Unbekannten
Das Pferd kennt das Stimmsignal ja bereits von der Bodenarbeit. Daran sollte unter dem Sattel angeknüpft werden, indem der Reiter die eindeutige Hilfengebung zunächst mit der Stimmhilfe unterstützt. Nach und nach wird die Stimme überflüssig und eine feine Hilfe reicht aus. Reagiert das Pferd anfangs nicht auf das reine Stimmsignal ist es von Vorteil einen Helfer von unten einzusetzen der das Pferd gegebenenfalls über eine Berührung an Brust oder Buggelenk zurück schickt. Nach und nach wird der Helfer passiver und der Reiter kann über eine feine Hilfengebung das Pferd selbst entsprechend führen.
7 Entlasten
Gerade bei jungen Pferden kann ein geringfügig entlastendes Sitzen helfen. Der Reiter macht sich etwas leichter, bringt das Gewicht vermehrt in den Bügel und er leichtert dem Pferd so das Rückwärtsrichten. Später reicht ein kleines Kippen des Beckens für die Einleitung aus. Beachte das du trotzdem mittig sitzen bleibst. Eine geringe Verlagerung deines Gewichts auf eine Seite kann schon genügen um dein Pferd schief werden zu lassen.
8 Im Zweitakt
Ähnlich wie im Trab bewegt das Pferd beim Rückwärtsrichten das jeweils diagonale Beinpaar nach hinten. Zu starke Handeinwirkung führt dabei oft zu Taktverlust, weil sich das Pferd im Rücken festhält. Die Beine werden nicht mehr diagonal oder nur schleppend nach hinten gezogen. Wichtig; Mit weicher Hand und Zügelverbindung weitertreiben, dann klappt es auch mit dem Takt.
9 Schief und krumm
Zu Beginn erleichtert die Bande dem Pferd das Rückwärtsrichten. Weicht die Hinterhand nach innen aus, wird schon im Schultervor angehalten. Durch einen leichten zurückgelegten Schenkel bleibt das Pferd in sich gerader. Auch ein Helfer am Boden kann sinnvoll sein, um das Pferd auf Kurs zu halten.
10 Vertrauensbeweis
Egal ob am Boden oder unter dem Sattel, Rückwärtsrichten erfordert vom Pferd immer ein großes Vertrauen an den Menschen. Wer das Rückwärtsrichten unbeherrscht oder als Strafe einsetzt, der verliert das Vertrauen über kurz oder lang: Deshalb: Setzte diese Lektion immer mit Bedacht und dosiert ein. Gebe deinem Pferd ein sicheres und gutes Gefühl dabei und lobe es auch für wenige Tritte.