Seitengänge werden in einer Vorwärts-Seitwärts-Bewegung geritten. Hierbei ist das Pferd entweder in oder gegen die Bewegungsrichtung gestellt und gegebenenfalls gebogen. Seitengänge wie das Schulterherein, Travers, Renvers oder Traversalen werden in Deutschland ab der Klasse L** verlangt und demnach in einem bestimmten Versammlungsgrad gefordert. Diese Seitengänge fördern in hohem Maß das Gleichgewicht, die Geschmeidigkeit und die Durchlässigkeit des Pferdes.
Schulterherein (ab Klasse L**)
Traversale, hier im Galopp (ab der Klasse M**)
Die Basis schaffen und stetig verbessern
Bevor du mit der Erarbeitung der Seitengänge beginnen kannst ist für Dich zunächst folgendes wichtig:
- Ist dein Sitz geschmeidig genug um in die Bewegungsrichtung einzuschwingen?
- Sitze ich unabhängig von den Zügeln im Gleichgewicht?
- Verstehe ich es bereits mein Pferd vermehrt mit dem inneren Schenkel an den äußeren Zügel heranzutreiben?
Sollten hier noch Zweifel bestehen arbeite wieder vermehrt an der Basis und deinem Grundsitz :), denn korrektes Reiten von Seitengängen setzt einen korrekten Grundsitz und eine sichere diagonale Hilfengebung voraus.
Zunächst solltest du sicher sein, dass dein Pferd die vorwärtstreibenden Hilfen auf jeder Linie und zu jederzeit annimmt. Das Vorwärts kommt immer vor dem Seitwärts, du musst zu jeder Zeit haben, dass dein Pferd weiter im Fluss nach vorne geht um den Takt sicher zu stellen.
Schenkel weichen vs. Seitengängen
Beginne zunächst mit Schenkelweichen am Besten von der Viertellinie zur Bande hin (hier tun sich die meisten Pferde leichter, das sie die Bande immer als Begrenzung suchen und sich dadurch angezogen fühlen). Doch was genau unterscheidet Schenkel weichen von den Seitengängen?
Ganz einfach: Das Pferd ist hier nur gegen die Bewegunsrichtung gestellt und nicht gebogen, es weicht deinem vorwärts-seitwärts treibendem Schenkel. In den Seitengängen ist dein Pferd jedoch stets gestellt und gebogen und bewegt sich somit in Längsbiegung vorwärts, gerade dieser Punkt macht den hohen Wert der Gymnastizierung aus. Um nun eben vom Schenkelweichen zu den Seitengängen zu gelangen muss man sich eine geschmeidige Längsbiegung erarbeiten . Das Seitwärts hat zunächst gar nicht oberste Priorität, an erster Stelle sollten hierbei immer die ersten vier Punkte der Ausbildungsskala stehen (Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung). Leiden diese Punkte sowie die Selbsthaltung deines Pferdes während des Seitengangs solltest du die Lektion abbrechen, eine kurze Pause einlegen oder erst durch beispielsweise ein paar Übergänge und leichtes zulegen einen neuen Versuch wagen. Versuche wenn du mit den Seitengängen beginnst immer erst weniger zu wollen, wenn dein Pferd geschmeidiger wird und zusätzlich mit der Zeit im Seitengang mehr an Balance gewinnt kommt der Ausdruck und das vermehrte seitwärts schwingen mit der Zeit von so gut wie alleine.
Vom Leichten zum Schweren
Hast du dein Pferd nun gut auf den vorwärts-seitwärts treibenden Schenkel abgestimmt und bist dabei in der Lage Takt, Anlehnung, Schwung sowie die eine korrekte Selbsthaltung sicherzustellen solltest du zunächst mit Schultervor an den langen Seiten beginnen. Hierbei ist das korrekte Ausreiten der Ecken am inneren Schenkel von großer Bedeutung. Beim Schultervor reicht eine geringfügige Abstellung. Hierfür genügt es zunächst die Stellung aus der korrekt ausgerittenen Ecke mit an die lange Seite zunehmen. Hierbei ist wieder ein besonderes Augenmerk auf den gleichmäßigen Bewegungsfluss zu werfen. Geht dieser verloren solltest du die Übungen in eine gebogenen Linie (Volte) abbrechen und erst dann neu ansetzten wenn der Bewegungsfluss wieder hergestellt ist. Aus dem korrekten Schultervor kannst du nun das Schulterherein, den Urvater aller Seitengänge, erarbeiten. Hierbei bewegt sich dein Pferd auf drei Hufschlägen und bringt sein inneres Hinterbein vermehrt unter den Schwerpunkt. Das Schulterherein gilt sowohl als versammelnde als auch als versammelte Lektion. Reite zunächst nur eine halbe lange Seite Schulterherein und löse es in frischem Arbeitstempo wieder auf. Du wirst nach häufigem Wiederholen eine deutliche Verbesserung des Grundtrabs feststellen. Als nächsten Schritt zur Traversale solltest du nun mit Travers an der langen Seite beginnen. Hierzu nimmst du wieder die korrekte Stellung der Ecke und führst daraus die Kruppe deines Pferde ein Stück in die Bahn herein. Dein Pferd bleibt in die Bewegungsrichtung gestellt und gebogen. Falls der Bewegungsfluss leidet gilt hier das gleiche wie beim Schulterherein. Wenn du in der Lage bist eine ganze lange Seite mit: Schulterherein, Volte, Travers in gutem Fluss und Selbsthaltung zu reiten kannst du dich an die Traversalen heran wagen. Dazu solltest du zunächst Travers auf der Wechsellinie reiten. Gelingt Dir diese Übungen solltest du das Travers nun immer wieder in ein Schulterherein auflösen und dein Pferd erneut ins Travers führen. Das führt dazu, dass dein Pferd immer vor deinem inneren treibenden Schenkel bleibt, was für das Reiten von Traversalen unerlässlich ist. Beginne nach und nach in den Phasen des Schulterhereins die Kruppe deines Pferde mit in die Bewegungsrichtung zu führen. Hast du bis hier her immer gut auf Geschmeidigkeit und Bewegungsfluss deines Pferdes geachtet wird es Dir leicht fallen dein Pferd so in eine Traversale zu führen.
Wie wird nun aus einem Seitengang ein guter Seitengang
Wenn dein Pferd und du erst einmal die Lektionen verstanden habt und sie umsetzten könnt solltet ihr jederzeit daran arbeiten sie noch besser zu machen. Schließlich werden in den Lektionen, je höher die Klasse, auch höhere Grade der Versammlung verlangt. Nutze jede Ecke vor der kurzen Seite um dein Pferd besser auf deinen inneren Schenkel abzustimmen und deine diagonale Hilfengebung zu verbessern. Hierbei eignet es sich auch gut in die Ecke eine Volte zu reiten. Auf die Dauer wirst du merken, dass richtiges Ausreiten der Ecken und schwungvolles Traben und Galoppieren an den kurzen Seiten ein Erfolgsfaktor ist um gute Seitengänge zu reiten.
Weitere Übungen, die dir helfen deine Seitengänge zu verbessern sind:
- Reiten auf gebogenen Linien: Schlangenlinien, Volten, Durchreiten der Ecken im Außengalopp
- Mitnehmen der Stellung und Biegung aus der Ecke/Volte in den Seitengang, dabei kein Nacharbeiten der Stellung sondern eher aus einer gebogenen Linie neu entwickeln
- Losgelöst von der Bande Quadrate reiten (beginne im Schritt mit einem Viertel Kurzkehrt und steigere erst wenn dir das gelingt)
- Binde Pylonen oder Springständer in deine Dressurarbeit ein und reite um sie herum Achten
- Reite deine Traversalen mal steiler, mal flacher oder lege mal ein paar Meter zu um dann mit mehr Schwung in die Traversale zu reiten
- Wenn dir zum Schluss der Traversale Stellung und Biegung verloren geht kannst du die Traversale entweder im Schenkelweichen oder im Renvers/Travers beenden um dein Pferd noch einmal übertreten zu lassen
- Wechsel zwischen Traversale und Schenkelweichen, also: Traversale rechts- Linken Schenkel weichen- Schultervor links- Traversale links, dabei immer die leichte Anlehnung fordern und Selbsthaltung überprüfen