Kindheitstraum eigenes Pferd
Ein Kindheitstraum für viele: Endlich ein eigenes Pferd. Für die meisten von uns erfüllt sich dieser Traum erst als Erwachsener.
Laut der FN haben sich 900.000 Menschen in Deutschland diesen Traum bereits erfüllt und sind stolze Pferdebesitzer!
Die Anschaffung eines Pferdes bedeutet aber auch das Eingehen vieler Verpflichtungen und Kompromisse. Vor dem Pferdekauf kommen einige Fragen auf: Was kostet ein eigenes Pferd? Worauf sollte ich beim Pferdekauf achten? Wo kann ich ein Pferd günstig kaufen? Und welche Fallstricke gibt es beim Kauf eines Pferdes?
Da ich selbst schon bei einigen Pferdekäufen dabei war und selbst gekauft oder verkauft habe gebe ich euch hier einen Überblick was es beim Pferdekauf zu beachten gibt.
Pferd kaufen - Was ich mitbringen muss
Als allererstes sollte man sich über seine eigenen reiterlichen Fähigkeiten im Klaren sein. Sprich wie lange reitet man schon, wie viel Erfahrung konnte ich mit unterschiedlichen Pferden sammeln usw.
Auch deine Ambitionen spielen einen nicht unerheblichen Faktor bei der Pferdesuche. Wenn du gerne Zeit in der Natur verbringst und einen tollen Freizeitpartner für Geländeritte suchst brauchst du dir kein Grand Prix Pferd zu kaufen.
Umgekehrt ist es natürlich genauso schwierig: wenn du sportlich ambitioniert bist und gerne an Turnieren teilnehmen möchtest solltest du in ein Pferd investieren, welches für die Disziplin entsprechenden Veranlagungen mit sich bringt.
Ein Sportpferd zu kaufen ist in der Regel etwas schwieriger und komplizierter als die Suche nach einem reinen Freizeitpferd. Bei letzterem ist ein ruhiges Gemüt und eine gewisse Robustheit ausschlaggebend.
Wenn du über Jungpferdeerfahrung verfügst spricht nichts gegen ein jüngeres Pferd, allerdings rate ich bei Amateuren von komplett rohen Pferde meist ab. Wenn du dir ein rohes Pferd kaufen möchtest gebe es im Anschluss in einen anständigen Ausbildungsstall und lasst es dort mindestens 3-4 Monate professionell anreiten.
Pferdekauf Ablauf
Wenn man entschieden hat ein Pferd zu kaufen sollte man sich immer an einen bestimmten Ablauf halten. Überstürzte Pferdekäufe ohne einen gewissen Plan können später zu einer bösen Überraschung und unter um Ständen hohen Kosten führen.
Viele Pferdehändler wissen Unarten oder sogar Krankheiten des Pferdes so gekonnt zu vertuschen, dass man erst nach dem Kauf merkt, dass das gewünschte Pferd gar nicht so den Vorstellungen entspricht.
Pferd online kaufen
Der Pferdekauf findet inzwischen größtenteils online statt. Portale wie ehorses oder Ebay-Kleinanzeigen halten eine große Anzahl an Verkaufspferden bereit. Insbesondere bei den Verkaufspferdeportalen gibt es gute Filtermöglichkeiten: nach Standort des Pferdes, Preis, Eignung (z.B. für Dressur, Springen, Freizeit) und dem Ausbildungsstand.
Über Fotos und teilweise Videos kann man sich einen ersten Eindruck über das Pferd, welches man plant zu kaufen, verschaffen.
Verkäufer sind hier entweder Händler, Privatpersonen oder Züchter.
Pferd beim Züchter kaufen
Liebäugelt man mit einer bestimmten Rasse, bietet es sich an ein Pferd von einem Züchter zu kaufen. Adressen findet man ebenfalls im Internet oder über die Zuchtverbände.
Bei den Zuchtverbänden gibt es ein bis zweimal im Jahr Pferdeauktion bei dem Pferde per Gebot ersteigert werden können. Diese Pferde kommen ebenfalls direkt vom Züchter und werden dem Alter entsprechend vorgestellt. Es gibt Fohlenauktionen, Reitpferdeauktionen oder auch Hengstauktionen nach Körungen. Der Vorteil einer Auktion ist, dass man sich über alle Pferde zuvor auf der Website des Zuchtverbandes informieren kann. Neben Videos der Pferde liegt auch eine vollständige Ankaufsuntersuchung der Pferde inklusive Röntgenbilder vor. Man weiß somit vorab ob und welche gesundheitlichen Einschränkungen bei den Pferden vorliegen.
Bei einer Auktion gibt es dann einige Tage an denen die Pferde live präsentiert und Probe geritten werden können. Danach erfolgt entweder live oder online die Ersteigerung der Pferde. Es gibt immer ein Mindestgebot welches von der Qualität und Geschlecht des Pferdes abhängt (Stuten sind in der Regel etwas teuerer).
Wenn man ein Pferd direkt beim Züchter kauft hat man den großen Vorteil, dass dieser das Pferd seit seiner Geburt kennt und daher sehr gut einschätzen kann.
Du solltest beachten, dass Pferde die bei Auktionen mit laufen häufig schon sehr jung stark belastet werden um bei der Auktion schon entsprechend präsentiert werden zu können um einen möglichst hohen Preis erzielen zu können. Wer ein Freizeitpferd sucht sollte am besten andere Wege des Pferdekaufs wählen.
Pferd ausprobieren
Hat es ein Pferd in die engere Wahl geschafft, stehen vor dem Pferdekauf noch ein bis zwei Termine vor Ort an. Dabei gibt es häufig die ein oder andere böse Überraschung, was den tatsächlichen Gesundheits- oder Ausbildungsstand des Pferdes betrifft.
Man sollte sich zunächst einmal einen Eindruck über die allgemeine Erscheinung des Pferdes machen: Wirkt es gut gepflegt und aufmerksam? Welchen Eindruck machen Verkäufer und Hof?
Ist das Pferd bereits geritten sollte das Pferd unbedingt vorgeritten werden. Grundsätzlich sollte man immer eine Person seines Vertrauens zur Besichtigung eines Pferde mitnehmen. Im Idealfall den eigenen Reitlehrer.
Es ist wirklich wicht, das das Pferd vorgeritten wird. Man sollte sich niemals einfach auf ein fremdes Pferd setzten welches man nicht kennt auch wenn der Verkäufer zusichert, dass das Pferd brav ist. Hier sollte niemals ein Risiko eingegangen werden. Es kann zu schlimmen Unfällen kommen, in denen im schlimmsten Fall nichtmal eine Versicherung zahlt, wenn heraus kommt, dass man leichtsinnig gehandelt hat.
Nichtsdestotrotz ist ein eigenes Probe reiten beim Pferdekauf natürlich sehr wichtig. Schließlich muss die Chemie zwischen Pferd und Reiter auch stimmen.
Beim Probereiten ist es wichtig sich zunächst auf dem Pferd zurecht zu finden. Man sollte das Pferd zunächst auf einem eingezäunten Platz oder idealweise in einer Reithalle reiten. Je nach dem für welche Einsatz das Pferd vorgesehen ist sollten schon ein paar Dinge ausprobiert werden wenn man sich in allen drei Grundgangarten wohl fühlt.
So sollte man wenn man plant ein Freizeitpferd zu kaufen auch mal eine kleine Runde außerhalb der Reitbahn drehen. Wenn man ein Dressurpferd sucht ist es empfehlenswert ein paar Lektionen an zu testen.
Sollte das Pferd in die engere Auswahl kommt sollte man unbedingt einen zweiten Termin vereinbaren bei dem man die komplette Versorgung des Pferdes selbst übernimmt. Das heißt man putzt und sattelt das Pferd selbstständig. Dies ist wichtig um eventuelle Unarten fest zu stellen. Häufig sieht man hier auch wie verträglich das Pferd ist und mit welcher Ausrüstung es geritten wird.
Ist das Gefühl dann immer noch gut, steht dem Pferdekauf (fast) nichts mehr im Wege.
Ankaufsuntersuchung Pferdekauf
Auch wenn das Pferd einen gesunden Eindruck macht, sollte der nächste Schritt unbedingt eine Ankaufsuntersuchung (AKU) sein. Man sollte sich vorab mit dem Verkäufer absprechen wer die Ankaufsuntersuchung übernimmt. Es ist empfehlenswert auch wenn der Tierarzt des Käufers die Ankaufsuntersuchung des Pferdes durchführt seinen eigenen Tierarzt des Vertrauens einen Blick auf das Protokoll und die Röntgenbilder werfen zu lassen.
Unterschieden wird zwischen der kleinen und der großen AKU.
Die kleine AKU beinhaltet die Beugeprobe, Überprüfung der Kondition, der Hufe, sowie eine allgemeine Untersuchung inkl. Abtasten der Beine und des Rückens. Außerdem werden Atmung und Puls in Ruhezustand und unter Belastung überprüft.
Bei der großen AKU werden zusätzlich in der Regel 10 Röntgenaufnahmen gemacht, dadurch ist sie deutlich teurer.
Die kleine AKU sollte immer durchgeführt werden. Eine große AKU wird meistens bei bei Pferden gemacht, die im Sport eingesetzt werden sollen.
Häufig liegen Verkäufern schon ältere Röntgenbilder vor. Es ist wichtig bei Kauf trotzdem nochmal neue Aufnahmen zu machen.
Der Bewegungsapparat kann sich jederzeit verändern und Verschleißerscheinungen welche vor ein paar Jahren noch nicht sichtbar waren können nun ausschlaggebend sein.
Pferdekauf Vertrag
Sind sich Käufer und Verkäufer einig, sollte unbedingt ein schriftlicher Kaufvertrag abgeschlossen werden. So sind bei späteren Problemen alle Details zum Pferd, Kaufpreis und Übergabe festgehalten.
Er enthält u.a. die Information, ob es sich um einen privaten oder gewerblichen Verkäufer handelt. Bei einem gewerblichen Verkäufer hat der Käufer im Fall von „Mängeln“ Gewährleistungs-Ansprüche.
Einen Musterpferdekaufvertrag findet ihr hier.
Der Pferdekauf - eine Checkliste vorab
Ein gewisses Grundwissen rund um das Thema Pferd sollte vor dem Pferdekauf vorhanden sein. Der „Pferdeführerschein“ bietet dafür eine gute Grundlage. Reiterliche Fähigkeiten sollten ebenso vorhanden sein. Es gibt jedoch keine offiziell notwendigen Prüfungen, die vor einem Pferdekauf abgelegt werden müssen.
Natürlich kann man auch mit dem Pferd zusammen noch Unterricht nehmen und gemeinsam lernen.
Die Anschaffungskosten sind sehr unterschiedlich. Ein kaum ausgebildetes, vielleicht schon älteres Freizeitpferd mit dem ein oder anderen gesundheitlichen Mangel gibt es schon für wenige hundert Euro. Ein junges, gesundes und solide ausgebildetes Pferd, das schon erste Turniere-Erfolge aufweisen kann, wird eher im fünfstelligen Bereich zu finden sein.
Entscheidend ist hier, ein Pferd zu finden, dass zu den eigenen reiterlichen Fähigkeiten und dem gewünschten Einsatzzweck passt.
An gewissen Punkten können sicher Abstriche gemacht werden. So kann man beispielsweise wenn man ein Sportpferd sucht ein junges Pferd in Erwähnung ziehen welches noch günstiger ist. Man sollte hier aber beachten, dass noch Geld für die Ausbildung anfällt.
Freizeitpferde können durchaus kleinere gesundheitliche Mängel haben solange sie den geplanten Einsatz nicht im Wege stehen und das Pferd nicht dauerhaft teure Medikamente benötigt.
Die Kosten für den Stall sind sehr unterschiedlich. Selbstversorger-Ställe sind deutlich günstiger, als das Pferd in Vollpension unterzubringen. Dafür benötigt man jedoch auch Zeit, um das Pferd zu füttern, auf die Weide zu stellen und ähnliches. In manchen Ställen teilen sich die Einsteller untereinander die Dienste auf, so dass jeder auch mal frei hat und die Kosten trotzdem überschaubar bleiben.
Offenstall- oder Weidehaltung ist meistens günstiger als Boxenhaltung. Außerdem unterscheiden sich die Ställe in ihrem Trainingsangebot. Benötigst du einen Stall mit Reithalle, -platz und weiteren Trainingsmöglichkeiten oder sogar Beritt wird es i.d.R. teurer, als wenn man mit seinem Pferd nur ausreiten möchte.
Die Boxenmieten variieren stark nach Bundesland und Angebot. In der Regel findet man Selbsversorgerställe ab 200€ pro Monat. Sportställe mit Vollberitt und einer entsprechenden Anlage können schon gerne 1.000 € im Monat kosten.
Am besten schaut man sich die in Frage kommenden Ställe schon vor dem Pferdekauf einmal in Ruhe an.
Wenn man ein Pferd kauft, trägt man die Verantwortung für die tägliche Versorgung. Es sei denn man bezahlt für Voll- oder Teilberitt.
Etwas zeitlich Entlastung kann aber auch eine Reitbeteiligung bieten. Es ist jedoch oft schwierig, einen passenden Menschen zu finden, dem man sein Pferd anvertrauen kann. Gerade wenn das Pferd in einem Selbstversorger-Stall steht, ist es sehr wichtig eine Vertretung zu haben, die das Pferd im Notfall versorgen kann. Im Idealfall unterstützen sich die Einsteller gegenseitig, und springen bei Krankheit oder Urlaub eines Pferdebesitzers ein. Steht das Pferd in Vollpension mit Beritt, kümmert sich das Personal im Zweifelsfall um alles notwendige.
Definitiv benötigt wird eine Haftpflichtversicherung für Pferde. Diese solltest direkt mit Pferdekauf abgeschlossen werden. Sie schützt vor Ansprüchen, die das Pferd bei Dritten verursacht. Diese können schnell sehr hoch werden. Sollte das Pferd z.B. mal von der Koppel entlaufen und einen Autounfall verursachen, springt die Haftpflichtversicherung ein.
Ob auch eine Kranken- oder OP- Versicherung für das Pferd abgeschlossen werden soll, kommt auf die individuelle Ausgangslage an. Ist genug Geld für eine dringende OP auf dem Konto? Können ggf. teure Tierarztkosten über mehrere Jahre problemlos geleistet werden?
Bitte immer genau die Bedingungen der Versicherer anschauen, was überhaupt genau versichert ist und was ausgeschlossen wird.
Eine der Top Versicherer im Pferdebereich ist die Uelzener.
Nach oben hin gibt es keine Grenzen. Für ein gesundes Freizeitpferd mit einer soliden Basisausbildung solltest du aber mindestens mit 5.000-7.000 € rechnen.
Das richtet sich vor allem nach dem gewünschten Einsatz des Pferdes und den eigenen reiterlichen Fähigkeiten. Im Normalfall empfiehlt sich ein ordentlich ausgebildetes Pferd etwa zwischen 6-14 Jahren. Dann sind die Pferde schon etwas ruhiger geworden aber noch jung genug, um lange etwas von ihnen zu haben.
Ältere Pferde haben oft schon die ein oder andere gesundheitliche Einschränkung. Wenn die daraus resultierenden finanziellen und reiterlichen Einschränkungen kein Problem für dich darstellen passt das auch.
Vor dem Pferdekauf mindestens einmal, besser zweimal Probereiten.
Beim zweiten Mal Probe reiten solltest du das Pferd komplett selbst versorgen um zu sehen wie sich das Pferd im Umgang verhält.